Hongkongs High-Speed Zugverbindung mit Chinas Festland am 23. September eröffnet
Am 23. September wurde der letzte Abschnitt der Guangzhou–Shenzhen–Hong Kong Schnellzugverbindung, welche Hongkong mit der Schnellzugverbindung des chinesischen Festlands verbindet, (XRL) abgeschlossen.
Nach einigen Verzögerungen und Budgetüberschreitungen, verkürzt der US$10,8 Milliarden teure Hongkong Abschnitt der Hochgeschwindigkeitsstrecke nun die Fahrtzeit in Richtung der großen Städte des chinesischen Festlands.
Die Fahrtzeit von Hongkong nach Guangzhou in der benachbarten südchinesischen Provinz Guangdong wird damit von zwei Stunden auf weniger als 50 Minuten reduziert.
Es wird erwartet, dass das Projekt Hongkongs Status als internationalen Logistikknotenpunkt noch weiter verstärken wird.
Verknüpfung von Hongkong mit der Greater Bay Area und die Belt and Road Initiative
Zusammen mit anderen Mega-Infrastrukturprojekten, die das BIP und die Beschäftigung ankurbeln sollen, wurde die Hochgeschwindigkeitszugverbindung erstmals im Jahr 2000 vorgestellt.
Hongkongs Einwohner beklagen jedoch oft die Auswirkungen des Bahnprojekts – die Umsiedlung von Menschen, enorme Kosten und die begrenzte Sicherung zusätzlicher Transportmöglichkeiten in Richtung des Festlands. Außerdem war das Management welches für den Betrieb der Transportlinie verantwortlichen MTR Corporation, von Skandalen und Krisen betroffen.
Befürworter der Hochgeschwindigkeitsstrecke betonen jedoch die Bedeutung des Projekts für die größeren Infrastrukturprojekte der Region. Der letzte Abschnitt, der Hongkong mit Chinas Festland verknüpft, verbindet die Region auch mit Chinas „Belt and Road“- Plänen.
Darüber hinaus garantiert die schnellere und einfachere Verbindung Hongkong einen Platz in Chinas „Greater Bay Area (GBA)“- Initiative, ein Programm, welches Hongkong und seine Nachbarstädte zu einem Finanz- und Innovationszentrum, ähnlich des Silicon Valleys in den USA, machen soll. Des Weiteren umfasst die GBA-Initiative folgende Städte: Macao, Guangzhou, Shenzhen, Zhuhai, Foshan, Zhongshan, Dongguan, Huizhou, Jiangmen und Zhaoqing.
Die Hochgeschwindigkeitsstrecke wird Hongkong mit Chinas über 25.000 Kilometer langem National High-Speed Rail Network verbinden. Die bessere Verbindung zwischen Hongkong mit den Städten auf Chinas Festland wird auch den interregionalen Wirtschaftsaustausch, Tourismus und Handel ankurbeln.
Neben der Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen des Gesamtbetriebs, der Zug- und Streckenwartung, der Services und des Einzelhandels wird die Hochgeschwindigkeitsstrecke auch Hongkongs Säulenindustrien – Finanzdienstleistungen, Handel und professionale Dienstleistungen komplementieren.
„Colocation“ – Vereinbarung
Ein einzigartiger Aspekt der West Kowloon Endstation in Hongkong ist eine „Colocation“- Vereinbarung mit Chinas Festland.
Dies bedeutet, dass die Sicherheitskontrollen an dieser Endstation von Kontrollbeamten des Festlandes abgewickelt werden. Teile des Bahnhofgebäudes werden außerdem unter den Zuständigkeitsbereich des chinesischen Festlandes fallen und dessen Gesetzen unterliegen.
Diese Vereinbarung, welche nach einer schwierigen Abstimmung im Juni angenommen wurde, ist sehr umstritten. Rechtsexperten aus Hongkong befürchten, dass dies ein Präzedenzfall für die zukünftige Verwässerung von Hongkongs Grundgesetz, der Mini-Verfassung der Stadt, darstellen könnte. Beamte des Festlands behaupten jedoch, dass Hongkong seinen hohen Grad an Autonomie behalten wird.
Bestehende Transportverbindungen beschatten Enthusiasmus rund um das Projekt
Kritiker der Hochgeschwindigkeitsverbindung zeigen sich von den optimistischen Zielen der Regierung nicht überzeugt. Sie argumentieren, dass bereits andere günstigere Optionen auf der gleichen Strecke existieren.
So können Hongkonger, die kürzere Trips planen, zum Beispiel nach Lok Ma Chau reisen, um dort mit der East Rail der MTR Corp. von Hung Hom die Grenze nach Shenzhen zu überqueren. Eine einfache Fahrt kostet auf dieser Route HK$38 (US$5).
Wenn man dies mit der Route der Hochgeschwindigkeitsstrecke vergleicht, kostet es HK$78 (US$10) bzw. HK$86 (US$11), um nach Futian bzw. Shenzhen Nord, beides Stationen im Stadtgebiet von Shenzhen, zu reisen.
Das bestehende Zugnetz transportiert Pendler in weniger als zwei Stunden von Honkong zu zentral gelegenen Bahnhöfen in Guangzhou; die neue Hochgeschwindigkeitsbahn wird diese Zeit auf 48 bis 71 Minuten verkürzen.
Dies lässt vermuten, dass nur ein Teil der täglichen Pendler die schnellere, teurere Option wählen werden.
Befürworter der Hochgeschwindigkeitsstrecke versuchen dieser Kritik entgegenzuwirken, indem sie neben anderen Vorteilen auf das langfristige Wachstumspotential sowie eine „wettbewerbsfähige“ Ticketpreisgestaltung verweisen.
Chinas Blacklist trägt zu den betrieblichen Problemen bei
Seit Eröffnung des Ticketverkaufs am 10.Sepember ist die grenzüberschreitende Bahn von Pannen und unerwartet geringer Nachfrage geplagt.
Neben technischer Schwierigkeiten aufgrund von Fehlern im Ticketing-System und Nichtanerkennung des Systems von älteren Grenzüberschreitungsgenehmigungen, hat sich außerdem Verwirrung über die Ausweitung und Anwendbarkeit der „Blacklist“ des chinesischen Festlands, breit gemacht.
Die Blacklist wird von den chinesischen Behörden dazu verwendet, Personen zu verfolgen, die als „nicht vertrauenswürdig“ eingestuft werden. Derzeit gibt es diese nur für Chinesen des Festlands, doch mit der Eröffnung der Hochgeschwindigkeitsstrecke, wird sie auch auf Hongkonger ausgeweitet.
Ein Auftauchen auf der Liste bedeutet, dass die Person zuvor wegen öffentlicher Straftaten, wie Rauchen und Glücksspiel, Fehlverhalten auf Flügen oder in Zügen, das Ansammeln von Schulden oder durch anderes Fehlverhalten aufgefallen ist.
Personen, welche auf der Liste auftauchen, bleibt die Nutzung einiger Dienste, wie zum Beispiel die Nutzung des Hochgeschwindigkeitszuges, verwehrt.
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